13. und 14. Juni 2013, Olten
Forschungsbefunde weisen darauf hin, dass Menschen, welchen es gelingt Ziele zu verfolgen, mehr Wohlbefinden sowie mehr soziale und psychische Gesundheit erleben. Soziale Arbeit ist häufig auf der Seite des Lebens anzutreffen, auf welcher man schwierige Bedingungen findet, nämlich prekäre Lebensverhältnisse sowie soziale und psychische Belastungen. Klientinnen und Klienten sind nicht wirklich ziellos, vielfach haben sie keine Vorstellung, was Ziele sein könnten. Soziale Bedingungen und persönlicher Hintergrund vermitteln nur wenig Erfahrung mit Zielen. Ziele gehören quasi nicht zu ihren Lebenswelten. Eine wichtige Frage ist daher, wie Klientinnen oder Klienten positive Erfahrung mit Zielen unter schwierigen Lebensbedingungen machen können.
Eine Schwierigkeit psychosozialer Praxis kann mitunter darin liegen, dass Einrichtungen und gesellschaftliche Absichten für die Klientel zwar viele Ziele vorsehen, diese für die Klientinnen und Klienten Sozialer Arbeit jedoch nicht handlungsbedeutsam werden. Ziele haben dann auf Lebenslagen, zu verändernde Verhältnisse oder zu veränderndes Verhalten keinen Einfluss. Sie entwickeln keine Wirkung, weil Klientinnen oder Klienten mit den Zielen nicht in Kontakt treten können.
Geissler (2005) kennzeichnete die Klientel der Sozialen Arbeit als «hard to reach». Es stellt sich damit die Frage, wie die Klientinnen und Klienten Sozialer Arbeit motiviert werden können und welche Prozesse im Kontext psychosozialer Praxis hilfreich sind. Als zentral in dieser Arbeit gilt die Motivation von Klientinnen und Klienten, welche umso einfacher zu wecken ist, je erreichbarer, aber auch bedeutungsvoller Ziele sozialer Interventionen sind. Weiterführende Fragen sind: Wie können für die Klientinnen oder Klienten bedeutsame Ziele entwickelt werden und wie könnte eine Zielbindung besser gelingen? Das Wort Ziel kann dabei mit vielen verschiedenen Themen verbunden werden wie beispielsweise klar umschriebene Verhaltensziele, Motive oder Orientierungen, Lebensziele oder Beziehungsziele. Ziele können Vorstellungen, Wünsche, Werte oder andere bedeutsame Inhalte einer Person sein. Oft sind sie nicht Gegenstand bewusster Überlegung.
Dieses Thema richtet sich vor allem an Fachpersonen der Sozial- und Beratungsarbeit, der Gesundheit und psychosozialen Praxis. Die Tagung wird deswegen als Workshop- Tagung organisiert. Arbeit mit Zielen beansprucht nicht eine vollumfängliche Lösung sozialer Problemlagen zu sein, allerdings stellt sie einen essentiellen Beitrag zur Bewältigung psychosozialer Problemlagen dar. Ziele selbst haben dabei schon vor ihrer Erreichung her einen wichtigen Wert in der Arbeit mit Klienten oder Klientinnen.
Die Tagung führt international Expertinnen und Experten zusammen, welche über ausgewiesene Forschungs- und Praxiserfahrung verfügen. Sie sind an verschiedenen Hochschulen Europas und der USA tätig und können damit den Dialog im Sinne der Praxisoptimierung in idealer Weise führen.
Wir freuen uns sehr, Sie an der 5. Fachtagung Klinische Sozialarbeit «Mit Zielen arbeiten trotz widriger Umstände» vom Donnerstag und Freitag, 13. /14. Juni 2013, in Olten zu begrüssen.
Prof. Dr. Günther Wüsten
Tagungsleiter